Gedenkstunde für den Frieden anlässlich des Volkstrauertags 2023

Meine Begrüßung und das Totengedenken:

Ein herzliches Willkommen allen Anwesenden zur Gedenkstunde für den Frieden am heutigen Volkstrauertag.

Ein Dank allen Beteiligten für die würdige Ausgestaltung dieser Gedenkstunde.

Der Volkstrauertag ist mehr als 100 Jahre alt – und hat seit Februar 2022 eine erschütternde Aktualität gewonnen: In Europa tobt ein Angriffskrieg.

Städte und Landschaften werden dem Erdboden gleichgemacht, Menschen sind auf der Flucht, die Zahlen der Toten und Verwundeten steigen mit jedem Tag.

Am 7. Oktober dieses Jahres ist ein weiterer Krieg hinzugekommen.

Die Hamas hatte Israel angegriffen.

Letzte Woche feierte die Jüdische Gemeinde Elmshorn das 20jährige Jubiläum ihrer Wiedergründung. Ein schöner Anlass!

Dass jüdisches Leben nach der Shoah wieder Fuß fasst und in unserer Gesellschaft dazugehört, ist alles andere als selbstverständlich.

Doch der Festakt war überschattet von Berichten über Bedrohungen und Angriffe, die jüdische Menschen in Deutschland wieder erleben.

Er konnte nur unter Polizeischutz stattfinden.

Es ist unerträglich, dass Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland wieder um ihre Freiheit und Sicherheit fürchten müssen.

Jüdinnen und Juden haben das Recht auf ein Leben in Frieden und Sicherheit, ohne Angst vor Hass oder Verfolgung.

Es ist erschütternd und beschämend, dass es allein in Schleswig-Holstein seit Beginn des Jahres über 40 Angriffe auf Jüdinnen und Juden gab.

So rufen wir:

Nie wieder Diskriminierung, Anfeindungen und Antisemitismus gegen jüdisches Leben in Deutschland.

Nie wieder ist jetzt!

In Artikel 1 unseres Grundgesetzes steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Wagen wir einen Sprung, gut 80 Jahre zurück.

Wir befinden uns im von Deutschland besetzten Frankreich und treffen auf Denise Bardet.

Sie war Grundschullehrerin in der französischen Gemeinde Oradour-sur-Glane.

Gern las sie Goethe, Schiller, Kleist und Heinrich Mann und vermittelte ihren Schülerinnen auch in Zeiten des Krieges ihre Bewunderung für die deutsche Literatur.

Unlängst hatte sie, ihrer Mutter zuliebe, die Stelle an der örtlichen Mädchenschule angenommen.

Am 10. Juni 1944, wenige Tage nach der Landung der Alliierten in der Normandie, wurde Denise 24 Jahre alt.

Ihren Geburtstag wollte sie am Abend mit ihren Kolleginnen feiern.

Jedoch umstellte in den Nachmittagsstunden eine SS-Kompanie das Dorf und ermordete die Männer, Frauen und Kinder.

Oradour-sur-Glane wurde zum Schauplatz des grausamsten Verbrechens der deutschen Besatzer in Westeuropa.

In der Kirche des Dorfes wurden Denise Bardet, die 7- bis 8-jährigen Mädchen ihrer 2. Klasse und nahezu alle Frauen und Kinder des Dorfes mit weißem Phosphor erstickt, verbrannt oder erschossen.

Gegenüber des Altars, am Rande des Kirchenschiffs, hing ein Gedenkstein an die Toten der Gemeinde aus dem Ersten Weltkrieg.

Die Täter schossen auch auf die Erinnerungstafel.

Die Einschusslöcher sind bis zum heutigen Tag zu sehen. Das Dorf wurde vollständig zerstört.

Solche Gräueltaten dürfen nie wieder geschehen, nie wieder von Deutschland ausgehen.

Lasst uns erinnern und mahnen, indem wir die Worte des Totengedenken hören, das anlässlich der Volkstrauertage von Bundespräsident Theodor Heuss 1952 eingeführt, und immer wieder aktualisiert wurde, zuletzt 2021 durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.

Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Willy Brandt:

Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts!

Danke, dass Sie heute dabei waren.

Verleihung der goldenen Ehrennadel der Stadt Elmshorn

Heute hat mir der Bürgervorsteher während der Sitzung des Stadtverordnetenkollgiums die goldene Ehrennadel der Stadt Elmshorn verliehen.

Ich war total überrascht. Andreas Hahn (der Bürgervorsteher) bat mich zu Beginn der Sitzung einen der drei vorbereiteten Blumensträuße zu nehmen und ihn sowie Bürgermeister Volker Hatje vor das Präsidiumspodium zu begleiten, es ginge um eine Ehrung.

Dann sollte ich mich zwischen die beiden stellen. Eine solche Ehrung ist nichts Ungewöhnliches. Das haben wir in dieser Dreierkonstellation schon gemacht.

Dann fing er an zu erzählen, dass jemand aus den eigenen Reihen geehrt werden solle. Da wir zwei neue Stadtverordnete einzuführen hatten, bin ich überhaupt nicht auf mich selbst gekommen.

Andreas Hahn rezitierte dann die politischen Stationen und noch immer war ich nicht auf der Spur, bis er dann plötzlich mich anschaute und meinte: „Du bist das!“

Das war eine tolle Überraschung, und ich freue mich riesig über diese Ehrung. Danke schön!

Elmshorn hat sich vor 75 Jahren selbst befreit

Ich bin sehr stolz auf meine sozialdemokratischen Vorgänger, die – gemeinsam mit weiteren Aufrechten – Elmshorn von den Nazis befreit haben.

Mehr hier:

https://www.spd-elmshorn.de/2020/05/04/selbstbefreiung-elmshorns-vor-75-jahren-8-mai-muss-gedenktag-werden/

Rede anlässlich der Kundgebung des „Bündnis gegen Rechts“ am 10. Februar 2020 auf dem Holstenplatz, Elmshorn

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

ich bin von der großen Beteiligung an dieser Kundgebung sehr beeindruckt.

Zeigt es uns doch, dass es nicht egal ist, dass sich in der vergangenen Woche ein AfD-Ortsverein in Elmshorn gegründet hat.

Und dann haben wir noch die turbulenten Geschehnisse von Thüringen vor Augen.

Warum erschreckt uns das alles eigentlich so?

Erinnern wir uns kurz.

Am 27. Januar haben wir dem 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz gedacht.

Am 30. Januar jährte sich der Tag der Machtergreifung von Adolf Hitler zum 88. Mal.

Binnen kurzem gelang den Nationalsozialisten die Zerstörung der ersten Deutschen Demokratie. Nun konnten sie ihre mörderische Rassenideologie politisch umsetzen – auch in Elmshorn.

Das darf sich niemals wiederholen!

Elmshorn hat – vielleicht gerade auch wegen der Ereignisse in der NS-Zeit – eine sehr lange Tradition im „Kampf gegen Zwang und Unterdrückung“ und wir sind stolz auf die Integration anders Denkender.

Wir sind stolz darauf, dass hier im Mai 1945 der Nazi-Bürgermeister von einem Bündnis der Antifaschisten unter dem Sozialdemokraten Erich Arp und dem Kommunisten Arthur Geissler eigenständig abgesetzt wurde, bevor die britische Armee in die Stadt einzog.

Dreimal haben wir in einem breiten Bündnis – dem Bündnis gegen Rechts – aus der Bevölkerung heraus Neonazis die Stirn geboten. Das war Anfang der 2000er Jahre.

Auch heute zeigt Ihr mit Eurem Dabei sein bei dieser Kundgebung, dass wir in Elmshorn, aber auch im gesamten Kreis Pinneberg gemeinsam gegen Faschisten stehen.

Unser Bundespräsident – Frank Walter Steinmeier – hat die Betroffenheit in seiner Rede im Deutschen Bundestag zur Holocaust-Gedenkstunde so formuliert:

„Ich wünschte, ich könnte, heute mit Überzeugung sagen: Wir Deutsche haben verstanden. Doch wie kann ich das sagen, wenn Hass und Hetze sich wieder ausbreiten, wenn das Gift des Nationalismus in Debatten einsickert – auch bei uns?! Wie kann ich das sagen, wenn das Tragen der Kippa zum persönlichen Risiko wird oder Juden die Menora beiseite räumen, wenn der Heizungsableser kommt?! Wie kann ich das sagen, wenn ein Rechtsterrorist in Halle an Jom Kippur zwei Menschen ermordet und allein die schwere Holztür der Synagoge ein Massaker an jüdischen Männern, Frauen und Kindern verhindert?! Wie kann ich das sagen, wenn diejenigen, die Verantwortung für die Demokratie übernehmen – in Rathäusern, Parlamenten oder Zeitungsredaktionen –, angegriffen werden; wenn sich Menschen nicht mehr trauen, Ehrenämter in ihren Gemeinden zu übernehmen?!

Nein, meine Sorge ist nicht, dass wir Deutsche die Vergangenheit leugnen. Meine Sorge ist, dass wir die Vergangenheit inzwischen besser verstehen als die Gegenwart.

Wir dachten, der alte Ungeist würde mit der Zeit vergehen. Aber nein: Die bösen Geister der Vergangenheit zeigen sich heute in neuem Gewand. Mehr noch: Sie präsentieren ihr völkisches, ihr autoritäres Denken als Vision, gar noch als die bessere Antwort auf die offenen Fragen unserer Zeit.

Ich fürchte, darauf waren wir nicht genügend vorbereitet – aber genau daran prüft uns unsere Zeit! Und diese Prüfung müssen wir bestehen. Das sind wir der Verantwortung vor der Geschichte, den Opfern und auch den Überlebenden schuldig!“

Weimar darf sich nicht wiederholen, auch nicht in Elmshorn, nicht im Kreis Pinneberg.

Im Deutschlandfunk gab es folgenden Kommentar:

Aufatmen in Berlin. Thomas Kemmerich, der thüringische Ministerpräsident von Björn Höckes Gnaden, ist zurückgetreten. Endlich. Mehr ist dazu nicht zu sagen. der Schritt war überfällig und unausweichlich. Das hatte Kemmerich zwar selbst schon eingeräumt, den Rücktritt selbst aber mit dem fadenscheinigen Argument hinaus geschoben. Neben Thomas Kemmerich ist Christian Hirte, der bisherige Beauftragte für die ostdeutschen Länder, der zweite Verlierer des Koalitionsschusses.

Sein Rücktritt auf Verlangen der Kanzlerin war auch unausweichlich.

Wer hierzulande eine Wahl begrüßt, bei der der Gewählte mit den Stimmen der AfD ins Amt kommt, kann mit Blick auf das „Nie wieder“, das seit der Befreiung vom Nationalsozialismus zur DNA unserer Nachkriegskultur gehört, kein hohes Staatsamt bekleiden.

Das gilt genauso für die Gewählten in der Kommunalpolitik, egal ob als bürgerliches Mitglied, als Stadtverordneter oder Kreistagsabgeordneter.

Hirtes Ablösung ist aber mehr als nur ein typisches Bauernopfer. Sie steht dafür, dass der Grundkonsens des „Nie wieder“ doch weiter gilt – trotz des unverzeihlichen Fehltritts von Erfurt.

Soweit der Deutschlandfunk

Und nun hat sich in Elmshorn ein Ortsverein der AfD gegründet.

Jetzt ist es an der Zeit, dass sich unser Bündnis gegen Rechts wieder einmal mit vereinten Kräften gegen die ideologisch verblendeten Vorstellungen von Rechtspopulisten, Neonazis, Faschisten und anderen Demokratiefeinden richtet.

Noch einmal der Deutschlandfunk:

Es waren auch die Hundertausende, die seit Mittwoch in den sozialen Medien Druck gemacht haben, dass Erfurt,  soweit das eben geht, rückgängig gemacht wird. Viele, nicht nur die Sozialdemokraten, haben also in den letzten Tagen einen guten Job gemacht – und das beruhigt. Es war aber auch nötig, weil die CDU erkennbar versucht, vom eigenen Versagen am vergangenen Mittwoch und der eigenen Verantwortung abzulenken. Fehler? Die haben die anderen gemacht – so lautet ein zweifelhaftes Argument.

In den sozialen Medien haben Vertreter der Verbände von FDP und CDU aus Elmshorn klar gestellt, dass sie mit uns Seite an Seite gegen die AfD – gegen Rechts stehen.

Das finde ich gut, und das muss auch so sein.

Lasst uns also alle gemeinsam diese Haltung durch Taten untermauern.

Mit demokratischen Mitteln müssen wir dafür sorgen, dass demokratische Parteien die Bundestagswahl 2021, die Landtagswahl 2022 und die Kommunalwahl 2023 für sich entscheiden – und nicht die Feinde unserer Demokratie.

Gemeinsam sind wir stark!

Einbürgerungszeremonie des Kreises Pinneberg

Bischöfin Kirsten Fehrs begrüßte in ihrer sehr bewegenden Festrede am 26. März 2019 im Kreishaus 68 Menschen, die sich haben einbürgern lassen. Sehr bemerkenswert für mich war der geschlagene Bogen zwischen dem Christentum und allen anderen Religionen.

Von den über 30 Briten, die sich haben einbürgern lassen, kamen wieder zwei aus Elmshorn, denen ich die Glückwünsche der Stadt und einen Jahresgutschein zum Besuch unserer Stadtbücherei überreichen durfte. Ihnen und allen anderen Neubürgern Elmshorns ein herzliches Willkommen!